Es gibt nicht viele Orte in Sri Lanka, die man, verglichen mit Ländern wie Thailand oder Indonesien, als wirklich touristisch bezeichnen könnte. Das hat der 26 Jahre wütende Bürgerkrieg erfolgreich verhindern können. Neben Hikkaduwa und Mirissa an der West- und Südküste ist Arugam Bay einer dieser touristischeren Orte. Woran man einen Touristenort erkennt? Erstens an der zunehmenden Zahl an Touristen, und zweitens daran, dass diese Touristen dir auch nach intensiven Blicken weder Hallo sagen noch dich überhaupt angucken. Nachdem wir die meiste Zeit an Orten verbracht haben, wo Touristen ziemlich in der Unterzahl waren und man sich überall solidarisch gegrüßt hat, wirkt das mehr als befremdlich auf uns. Welcome to Arugam Bay.
Arugam Bay: Das neue Bali?
Manche vergleichen das ehemalige Fischerdorf mit dem, was Bali vor 30 Jahren war und nie mehr sein wird: Ein malerischer kleiner Ort, in dem Einheimische und Surfer friedlich nebeneinander leben. Doch auch an Sri Lankas Ostküste hat sich in den letzten Jahren einiges getan: Zahlreiche Guesthouses sind entlang der Hauptstraße und am Strand entstanden, und überall werden neue gebaut. Auf der Hauptstraße reihen sich bereits Surfboardverleihe, Touristenshops, Restaurants und Bars aneinander; jeder möchte ein Stück vom Kuchen abbekommen. Während unseres Aufenthaltes zu Beginn der Saison wird überall noch fleißig gewerkelt. Guesthouses werden noch schnell (fertig) gebaut oder neu gestrichen und auf Vordermann gebracht. Dazu jeden Abend eine andere Opening-Party in irgendeiner Strandbar und überall Touristen, die zu cool sind, um Hallo zu sagen. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, wie es hier in der Hauptsaison zugeht.
Perfektes Timing für den Saisonauftakt
Wir haben unsere Sri Lanka Reise perfekt getimed und sowohl das Ende der Saison im Süden als auch den Beginn der Saison im Osten mitgenommen. Meist kann man nur eins von beidem haben, denn wenn im Südwesten das Wetter schön ist, ist im Nordosten gerade Regenzeit und umgekehrt. Hier an der Ostküste ist es zu Saisonbeginn schon um einiges voller als an der Südküste, wo wir die ersten vier Wochen verbracht haben. Dennoch ist Arugam Bay für Surfer, die dem überfüllten Bali den Rücken zukehren wollen, ein wahres Paradies: Mit dem Mainpoint direkt vor der Tür und verschiedenen Wellen für Anfänger und Fortgeschrittene im näheren Umkreis, bietet A-Bay genügend Surfspots für alle Level. Nicht umsonst ziehen die Wellen in Arugam Bay von April bis September Surfer aus aller Welt an.
Surfen in Arugam Bay
Die Wellen in Arugam Bay haben Weltklasse-Niveau. Nicht ohne Grund kommen Jahr für Jahr Surfer aus aller Welt in das kleine Dorf an der East Coast. Arugam Bay ist auch immer wieder Austragungsort für verschiedene Surf Contests. Wellen gibt es hier für jedes Level. Vor allem fortgeschrittene Surfer kommen auf ihre Kosten: Der Main Point (oder Reef Point), Crocodile Rock, Okanda und Panama bieten reichlich Spaß für fortgeschrittene Surfer. Anfänger und Surfer, die sich noch nicht ans Riff trauen, sind am Baby Point in der Nähe des Main Points oder am Whiskey Point oder der Peanut Farm bestens aufgehoben (diese Spots sind jeweils eine 15-Minuten Tuktuk.Fahrt entfernt).
Surfboards kannst du dir in den verschiedenen Surf Shops auf der Hauptstraße ausleihen. Ein Surfbrett kostet je nach Shop und Verhandlungsgeschick 500 – 800 LKR pro Tag. Je länger du das Brett mietest, desto günstiger wird es (dasselbe gilt übrigens auch für Unterkünfte und Roller). In Arugam Bay sind Roller mit Boardracks übrigens nicht erlaubt. Du kannst also dein Brett nicht selber von Spot zu Spot transportieren, es sei denn du leihst dir ein Tuktuk. Denn in Arugam Bay gibt es eine sogenannte „Tuktuk-Mafia“: Möchtest du mit dem Surfbrett an einen der entlegeneren Surfspots fahren, musst du dir ein Tuktuk (inkusive Fahrer) für 1.000 LKR mieten, wobei Hin- und Rückfahrt sowie das Warten am Spot mit inbegriffen sind.
Natur in Arugam Bay
Arugam Bay ist aber nicht nur Surfer’s Paradise, sondern auch ein Traum für Naturliebhaber: Verlässt man den kleinen Ort, findet man sich schnell inmitten von leuchtend grünen Reisfeldern wieder. Bei einer Mangroventour über Arugam Bays Lagune kann man zahlreiche Reptilien, Vögel und manchmal auch wilde Elefanten auf der Suche nach Wasser beobachten.
Außerdem liegt Arugam Bay ganz in der Nähe einiger Nationalparks: Etwa 15 km entfernt liegt der Lahugala National Park, der sich besonders gut für einen Tagesausflug eignet. Ca. 30 km südlich, bei Okanda, befindet sich der Eingang zum Yala East National Park. In beiden Nationalparks kann man wilde Elefanten, viele verschiedene Vogelarten, Büffel und mit etwas Glück sogar Leoparden beobachten. Doch auch ohne den Eintritt in einen der Nationalparks zu zahlen, kann man öfters mal wilde Elefanten antreffen, wie hier auf dem Rückweg von der Peanutfarm:
Was man auf gar keinen Fall verpassen sollte ist ein Ausflug zum Kudumbigala Felsentempel. Dieser befindet sich auf halbem Weg zwischen Panama und Okanda und bietet einen fantastischen Ausblick über die Landschaft.
Horrende Preise und schnorrende Kinder
Vieles ist in Arugam Bay teurer als an anderen Orten Sri Lanks. Zwar fühlt man sich als Tourist in Sri Lanka ohnehin immer ein wenig abgezogen, da man so gut wie immer den Touristenpreis zahlen muss. So zahlt man bei Eintritten zu Sehenswürdigkeiten oder Nationalparks oft das 25-fache von dem, was die Locals bezahlen: Der Eintritt zum Felsentempel in Sigiriya kostet z. B. 30 (!!!) USD. In Arugam Bay werden für Essen, Unterkünfte oder Kleidung manchmal ebenfalls recht hohe und ungerechtfertigte Preise verlangt. Dies liegt vermutlich an der Abgeschiedenheit des Ortes: Zum Einen gibt es im Umkreis von Arugam Bay weit und breit keine Konkurrenz, bei der Touristen günstiger essen oder schlafen könnten. Zum Anderen kommen hier natürlich weniger Touristen her als an die Süd- oder Westküste, so dass die Einheimischen zum Überleben vielleicht einfach mehr Geld verlangen müssen.
Abseits des Touristentroubels ist es uns auch öfters passiert, dass Kinder uns die offene Hand entgegenhielten und frei heraus nach Geld fragten. Sie wollten nicht unbedingt betteln, sondern dachten sich wohl einfach, dass es uns reichen Touristen aus dem Westen nicht viel ausmachen würde, etwas Geld zu verschenken. Damit haben sie natürlich recht – selbst für arme Studenten wie uns ist es kaum der Rede wert, ein paar Rupien heruaszurücken. Andererseits hilft es auch nicht, wenn man diesen Kinder beibringt, dass es lukrativer ist, Touristen um Geld anzuschnorren anstatt zur Schule zu gehen…
Essen in Arugam Bay
Der wachsende Tourismus hat aber natürlich auch gute Seiten, und dazu gehört definitiv das leckere Essen: In Arugam Bay bekommt man so ziemlich alles, vom typischen Sri Lankan Curry über Western Food bis hin zu Japanisch, Thailändisch und Israelisch. Das beste Essen für wenig Geld bekommt man in Lahiru’s Place. Auch wenn es zunächst nicht so aussieht, ist das Essen super lecker: Rabi, der Besitzer, bereitet alles mit viel Liebe zu und ist immer für eine Runde „Shithead“ (unser neues Lieblingskartenspiel) zu haben. Hier kann man außerdem super günstig wohnen; vorausgesetzt man kann auf Komfort und ein eigenes Bad verzichten. Möchte man aber in einer netten, urigen Surfer Community fernab des Touristentroubels leben, ist man hier goldrichtig.
Die besten Rotis gibt es in Thaththa’s Tea Shop: In dem verranzten Schuppen am Strand gibt es wider Erwarten köstliche Avocado Rotis, Pumpkin Rotis und auf Wunsch auch Schoko-Bananen-Rotis. Wer mal etwas ausgefallener essen möchte, dem kann ich das Siam View (Thai Restaurant, gutes Essen, aber vor allem tolles Ambiente), das Green Room (super Tuna Steak und leckeres Curry) und vor allem das Seahorse (nicht ganz billig, aber göttliches Tuna Steak und super Pizza, beides ca. 1.200 LKR) ans Herz legen.
Fazit nach 2 Wochen A-Bay:
Für Surfer ist Arugam Bay tatsächlich Surfer’s Paradise und bietet die besten Wellen Sri Lankas. Allerdings kann es auch hier zur Hauptsaison ganz schön voll im Wasser werden. Für Surfanfänger wie mich war es zu Beginn der Saison noch nicht perfekt: Der Baby Point lief zum Beispiel noch gar nicht, da die Sandbank noch nicht ausreichend vorhanden war, um die Welle zum Brechen zu bringen. Die anderen Anfängerspots (Peanut Farm und Whiskey Point) haben mir persönlich nicht so gut gefallen. Doch auch wenn man nicht surft, kann man eine schöne Zeit in Arugam Bay verbringen. Vor allem können Mädels sich hier unbesorgt sonnen, ohne gleich Opfer von einheimischen Paparazzis zu werden.
Ich kann mir gut vorstellen, noch einmal wiederzukommen. Wahrscheinlich gegen Ende der Saison, wenn im Süden die Saison gerade losgeht, so dass ich wieder alles mitnehmen kann.
- Hin- und zurück: Zwischen Colombo und Arugam Bay verkehren Nachtbusse für ca. 550-700 LKR (Ein Surfboard kostet extra: 500 LKR). Einfach am Busbahnhof in Pottuvil nach den Zeiten fragen und ein Ticket im Voraus kaufen.
- Ein Taxi von Colombo nach Arugam Bay kostet etwa 80 USD. Auf Arugam.Info oder dem schwarzen Brett vor dem Thaththa’s Tea Shop kann man nach Mitfahrern und -zahlern suchen.
Pingback: Sri Lankas Südküste - Reisetipps für den Süden der Tropeninsel
Pingback: Surfer's Paradise: Arugam Bay, Sri Lanka