Portwein, Francesinha und jede Menge Brücken: Willkommen in Porto. Die kleine Hafenstadt besticht durch ihren einzigartigen Charme und ist eine Stadt zum Verlieben. Und für Verliebte.
Die Portugiesen überraschen hin und wieder mit ganz besonderen kulinarischen Spezialitäten. Eine davon ist Francesinha, eine Art Toast mit viel Fleisch und noch mehr Käse, die in einer Art Brühe schwimmt und für die Porto im ganzen Land bekannt ist. Ursprünglich waren Francesinha als schnelle Mahlzeit für Soldaten gedacht und noch heute kann man sie an jeder Ecke in Porto kaufen. Mein Fall war es nicht. Ich habe allerdings auch nur die fleischlose Variante in einem vegetarischen Restaurant probiert, von daher kann ich mir kein echtes Urteil erlauben. Zum Glück hat Porto aber viel mehr zu bieten als fettiges Essen.
Die nach Lissabon zweitgrößte Stadt des Landes ist vor allem die Hauptstadt des Portweins und außerdem die heimliche Hauptstadt Portugals. Immerhin ist sie die Namensgeberin des Landes. Allerdings wirkt Porto recht klein, was vielleicht an der Tatsache liegt, dass die Stadt durch den Douro, der einige Kilometer von Porto entfernt in den Atlantik mündet, in zwei Hälften geteilt wird. Am einen Ufer befindet sich die Altstadt mit ihren für Portugal typischen Keramikfassaden und den in der Sonne leuchtenden Ziegeldächern, am anderen Ufer liegt die Vila Nova de Gaia, das Zentrum der Portweinproduktion. Hier reihen sich bekannte und unbekannte Portweinlager aneinander, von Sandemann über Calém und Ferreira bis hin zu Taylor’s und Offley. An diesem Ufer des Douro hat man nicht nur einen herrlichen Blick auf Portos Altstadt, sondern auch die einmalige Gelegenheit auf eine echt portugiesische Portweinverkostung,
Will man in der Vila Nova de Gaia Portwein probieren, hat man die Qual der Wahl. Wir haben uns für das Calém entschieden, aber wenn man nicht gerade ein bestimmtes Portweinhaus bevorzugt, ist die Wahl vollkommen egal. Wichtig ist, dass man in so ziemlich jedem Haus 5 Euro Eintritt zahlt. Wir bekamen dafür eine kleine Führung durch das hauseigene Museum und das Lager sowie eine anschließende Weinverkostung. Wir hatten Glück mit unserem Guide: Die Führung war locker und echt interessant, und nach einer Viertelstunde saßen wir schon an der edlen langen Holztafel und durften roten und weißen Portwein verkosten.
Dass die pralle Mittagshitze nach solch einer Weinprobe nicht ganz so leicht wegzustecken ist, muss ich wohl nicht erwähnen. Die Verkostung hat uns aber gut gefallen und uns auch gleich zum Kauf einiger Flaschen verleitet. Naja – wenn man schonmal hier ist…
Den Rest des Tages haben wir genutzt, uns einige Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Porto ist wie gesagt nicht allzu groß – zwar muss man schon die ein oder andere Steigung überwinden oder schmale Treppenstufen in engen Gässchen rauf- und runterklettern. Aber an und für sich kann man Porto an einem Tag und auch ohne Stadtplan gut besichtigen. Die Sehenswürdigkeiten Portos kann man ohnehin nicht verpassen.
Das größte Highlight in Porto neben der Weinprobe war aber die Livraria Lello e Irmão, die wohl schönste Bücherei die ich jemals erblicken durfte. Die Livraria Lello sieht genau so aus, wie eine Buchhandlung aussehen sollte: Die holzvertäfelten Wände sind voll von Werken bekannter portugiesischer Literaten wie Fernando Pessoa und José Saramago; die Decke wunderschön geschnitzt und mit prachtvollen Intarsien verziert. Das Herzstück der Livraria Lello aber ist die wunderschöne, geschnitzte Wendeltreppe, die in das offen gestaltete Obergeschoss führt. Ich habe noch nie eine Bücherei gesehen, die ihrem Namen so gerecht wird. Die modernen Bücher wirken beinahe wie Fremdkörper in dieser kleinen Buchhandlung, in der alles andere wirkt als wäre es schon immer da gewesen.
Aufgrund der teilweise sehr alten Werke herrscht in der Bücherei leider absolutes Fotografie-Verbot, aber wer einmal die große Suchmaschine bemüht wird sich selbst ein Bild von der prachtvollen Bücherei machen können. Die Livraria Lello soll übrigens auch als Vorlage für einige Harry Potter- Romane gedient haben. Die Autorin Joanna K. Rowling hat selber einige Zeit in Porto gelebt und sich oft in der magischen Bücherei aufgehalten. Auch einige Szenen aus den Harry-Potter Verfilmungen erinnern stark an die Bücherei. Es ist also alles andere als unwahrscheinlich, dass die Schriftstellerin sich von der Magie dieser Bücherei inspirieren ließ. Ob man nun Harry Potter-Fan ist oder nicht, die Livraria Lello sollte sich kein Bücherfreund entgehen lassen.
Wir haben uns für unseren Aufenthalt in Porto ein Zimmer über Air B’n’B gemietet, was ich sehr empfehlen kann. Teilweise bekommt man traumhafte und sehr günstige Zimmer und Appartments in Porto.