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Am Ende der Welt – Der Horton Plains Nationalpark

Sonnenaufgang Horton Plains Nationalpark

Um ans Ende der Welt zu gelangen, muss man früh aufstehen. Zumindest, wenn man sich Sri Lanka befindet und die Aussicht von World’s End genießen möchte. Denn zwischen 9 und 10 Uhr morgens baut sich im Horton Plains Nationalpark eine undurchdringliche Wand aus Nebel auf, welche die Sicht in die Ebene komplett versperrt. 

Und so ist es noch stockdunkel, als wir um 5 Uhr morgens unser Zimmer in Haputale verlassen und auf unseren Roller steigen, um uns auf der in Nebel gehüllten Straße unseren Weg zum anderthalb Stunden entfernten Horton Plains Nationalpark zu bahnen. Auf 2.000 m Höhe schlängeln wir uns Serpentinen hinauf und hinunter; vorbei an Teeplantagen, die wir in der Dunkelheit nur erahnen können. Während wir uns dem Ziel im Schneckentempo nähern, erwachen die Dörfer ringsum allmählich zum Leben. Bauarbeiter nehmen bei Scheinwerferlicht ihre Arbeit an der halb fertigen Straße wieder auf, und vereinzelt kommen uns Autos, LKWs und dick eingepackte Rollerfahrer entgegen.

Horton Plains Nationalpark: Spaziergang am Ende der Welt

Obwohl wir mehrere Schichten Kleider am Körper tragen, kriecht der eisige Fahrtwind uns unter die Haut. In Ohiya, dem letzten Dorf vor dem Nationalpark, legen wir eine kleine Frühstückspause ein und wärmen unsere tauben Finger an schwarzem Tee und frisch gebackenen Rotis. Obwohl die Sonne inzwischen das Morgengrau vertrieben hat, sind wir völlig durchgefroren, als wir den Eingang des Horton Plains Nationalparks erreichen.

FootprintsSambar Hirsch

Wir zahlen den für Sri Lanka typischen lächerlich hohen Eintrittspreis und steuern den Roller auf einer schmalen Straße durch eine weite Ebene, welche mehr an eine raue skandinavische Landschaft als an einen srilankischen Nationalpark erinnert. Der Hirsch, der friedlich zwischen den auf dem Parkplatz stehenden Autos grast, verstärkt den surrealen Eindruck noch. Wir stellen unseren Roller dazu und machen uns auf den Weg zum Ende der Welt. Vom Parkplatz führt ein ca. 9,5 km langer Rundweg zu World’s End, dem berühmtesten Aussichtspunkt im Horton Plains Nationalpark. Der Weg ist eben und auch früh am Morgen leicht zu bewältigen. Hin und wieder müssen wir über ein paar größere Steine klettern oder uns zwischen dichtem Gebüsch hindurchschlängeln, aber im Vergleich zum Adam’s Peak ist das hier ein Spaziergang.

Am Ende der Welt

Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir die 1.000 m fast senkrecht in die Tiefe fallende Klippe, die den Namen World’s End zu Recht trägt: Bei klarer Sicht kann man von hier das mit Teeplantagen und winzigen Dörfern gespickte Tal überblicken und mit ein wenig Glück sogar bis zur Südküste sehen – nach 10 Uhr morgens befindet sich dort, wo die Klippe endet nur eine undurchdringliche, weiße Wolkenwand. Wir sind zum Glück genau zur richtigen Zeit angekommen und können den Blick auf die umliegenden Berge genießen. Der Anblick von in mystisches Morgenlicht getauchten Bergen, die zwischen vorbeiziehenden Wolken hervorragen ist einer, an dem ich mich nicht sattsehen kann.

World's End 1

World's End 2

World's End 3

Wir bleiben eine ganze Weile an der Klippe sitzen, essen unser mitgebrachtes Lunchpaket und beobachten, wie die Wolken sich wie Wasser ihren Weg vorbei an den hohen Berggipfeln suchen. Und tatsächlich können wir dabei zusehen, wie die Wolken allmählich dichter werden und sich die berüchtigte Wolkenwand aufbaut, bis wir am Ende gar nichts mehr sehen und unseren Weg durch den Horton Plains Nationalpark fortsetzen.

Die Landschaft ist atemberaubend schön: Von Grasland bedeckte, sanft geschwungene Hügel, Sumpfgebiete und nebelverhangene Seen, von Moos und graugrünen Flechten bewachsene Bäume und verwunschene Wasserfälle: So in etwa stelle ich mir Neuseeland vor. Nichts an dieser mystischen Landschaft weist darauf hin, dass wir uns auf einer Tropeninsel im indischen Ozean befinden. Außer vielleicht dem in leuchtendes Orange gekleideten Mönch, der uns mit seinen Freunden entgegenkommt.

Horton Plains 1

Horton Plains 2

Horton Plains 5

Der Rundweg führt vorbei an den Baker‘s Falls, einer weiteren Sehenswürdigkeit des Horton Plains Nationalparks. Die etwa 20 m hohen Wasserfälle sind benannt nach ihrem Entdecker, dem Jäger Sir Samuel Baker, der auch die nördlich des Parks gelegene Stadt Nuwara Eliya gegründet hat. An den breiten Wasserfällen machen wir nochmal eine kleine Verschnaufpause, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Von den Baker’s Falls sind es nochmal ca. 45 Minuten Fußmarsch bis zum Ausgangspunkt. Die Sonne brennt inzwischen so heiß, dass wir uns kaum noch vorstellen können, wie fürchterlich wir morgens gefroren haben.

Mit der Sonne im Rücken machen wir uns auf den Weg zurück vom Horton Plains Nationalpark zu unserem Hotel in Haputale. Jetzt bei strahlendem Sonnenschein können wir sehen, wie schön die Strecke ist, die wir am Morgen in völliger Dunkelheit zurückgelegt haben: Leuchtend grüne Teeplantagen wechseln sich mit schroffen Klippen und weiten Tälern ab.
Es ist noch früh am Nachmittag, als wir in unserem Zimmer in Haputale ankommen. Man könnte den Tag noch gut nutzen und einen Ausflug in die Umgebung unternehmen – aber wir fallen erst einmal erschöpft ins Bett.

Baker's Falls

Gut zu wissen:

  • Die beste Uhrzeit: Die beste Zeit, um den Horton Plains Nationalpark in Sri Lanka zu besuchen ist zwischen 6 und 9 Uhr morgens, bevor die Wolken aufziehen und den Blick auf die Ebene versperren.
  • Preise: Der Eintrittspreis betrug im Janur 2016 für (ausländische) Erwachsene 2.058 LKR und für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren 1097,60 LKR. Für Fahrzeuge wird noch eine extra Gebühr verlangt.
  • Kleidung: Bequeme Schuhe reichen im Horton Plains Nationalpark vollkommen aus. Der Weg ist hauptsächlich eben, der Rundgang eher wie ein Spaziergang. Morgens ist es eiskalt, sobald die Sonne rauskommt wird es aber schnell sehr heiß: Mit dem Zwiebelprinzip könnt ihr nichts falsch machen.
  • Genügend zu trinken und evtl. ein Lunchpaket mitbringen! Die Preise in dem einzigen Restaurant des Parks sind recht hoch!

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