Lissabon ist eine dieser Städte, in denen man sich wunderbar treiben lassen und verlieren kann. Anstatt also jeder Touristenattraktion hinterherzujagen, die einem in den einschlägigen Reiseführern ans Herz gelegt wird, sollte man sich mit Kamera und ein wenig Geld ausgestattet aufmachen, um eine der wohl schönsten Städte Europas auf eigene Faust zu erkunden.
Lissabon auf eigene Faust erkunden
Wenn man nur wenig Zeit hat, sollte man darauf verzichten sich jede Sehenswürdigkeit anzuschauen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Und das Wesentliche liegt im Hier und Jetzt. Viel schöner, als jedem Touristenziel hinterherzuhetzen ist es, sich einfach treiben zu lassen und sich auf einige wenige Sehenswürdigkeiten zu konzentrieren. Da die Hauptstadt Portugals auf sieben Hügel erbaut wurde, muss man ohnehin sehr gut zu Fuß sein, um sich alles anzuschauen. Stattdessen sollte man sich lieber in eines der zahlreichen kleinen Cafés setzen und sich einen „galão“ (Kaffee) oder einen sagenhaft günstigen „bica„, einen Espresso (zwischen 60 und 90 cent) gönnen, dazu eines dieser köstlichen portugiesischen Törtchen „Pastéis de Nata“ und erst einmal das bunte Treiben auf Lissabons Straßen auf sich wirken lassen.
Wenn man dann gestärkt durch die kleinen Gässchen wandert, kann man schon einen ersten Eindruck von Lissabons einzigartigem Charme gewinnen.
Beim Herumbummeln wird man auch schnell eine der für Lissabon typischen alten Straßenbahnen entdecken, die noch heute zu den wichtigsten Verkehrsmitteln in der Stadt zählen und sich ihren Weg durch die steilsten und engsten Gässchen bahnen. Wer sich eine zwar touristische, aber schöne Abwechslung zum mitunter anstrengenden Laufen gönnen möchte, fährt eine Runde mit der Linie 28 (Achtung: Ist meist sehr voll) und genießt einen tollen Ausblick auf schöne Häuserfassaden und den Alltag der Portugiesen, während die Bummelbahn sich ihren Weg durch schmale Gassen und enge Kurven bahnt.
Vor allem kann man sich in der Straßenbahn sitzend in aller Ruhe die wunderschönen und traditionellen „Azulejos„, die schönen Keramikfliesen an den Häuserfassaden anschauen, die in Lissabon noch heute überall zu finden sind. Oft entdeckt man dabei aber leider auch heruntergekommene und leerstehende Häuser, deren Besitzer das Haus anscheinend aufgegeben haben. Ihrem Charme kann diese Tatsache aber nichts anhaben.
Was man in Lissabon nicht verpassen sollte
Ich war seit meiner Kindheit schon einige Male in Lissabon und habe wahrscheinlich schon alle Touristenziele gesehen. Ich finde aber, dass sich jeder selbst ein Bild von dieser wunderbaren Stadt machen sollte. Aus diesem Grund nenne ich nur einige Sehenswürdigkeiten, die meiner Meinung nach unbedingt einen Besuch wert sind.
So kommt man zum Beispiel nicht um die schon von Weitem sichtbare Cristo-Rei herum, welche sich auf einem 75 m hohen Sockel befindet und einen herrlichen Ausblick auf Lissabon freigibt. Um dort hin zu gelangen muss man allerdings erst einmal den Tejo überqueren und nach Almada fahren, wo sich die Statue befindet.
Von der Jesus-Statue mit den ausgebreiteten Armen hat man nicht nur eine tolle Sicht auf Lissabons Altstadt und den Tejo, sondern auch auf die Brücke, welche Almada und Lissabon verbindet. Die „Ponte 25 de abril“ (Brücke des 25. April) stellt aber nicht nur eine schnelle Verbindung zwischen dem Lissabonner Stadtteil Alcântara und Almada dar, sondern ist nach der Tsing-Ma-Brücke in Hongkong auch die zweitlängste Hängebrücke der Welt. Ihr Name soll außerdem an die berühmte Nelkenrevolution am 25. April 1974 erinnern, in der die Armee in Portugal gegen die herrschende Diktatur rebellierte.
Die schönsten und zahlreichsten Sehenswürdigkeiten an einem Fleck befinden sich im Stadtteil Belém und lassen sich wunderbar bei einem ausgedehnten Spaziergang am Tejo entlang erkunden. Da hätten wir zunächst einmal das beeindruckende „Mosteiro dos Jerónimos“, das Hieronymuskloster von Belém. Das aus Kalkstein erbaute Kloster gilt als eines der bedeutendsten Bauten der Manuelinik und ist schon aufgrund seiner Größe und Schönheit absolut sehenswert.
Doch ein Blick ins Innere des Klosters lohnt sich, denn das 300m lange Bauwerk beherbergt unter anderem Sarkophage wichtiger portugiesischer Persönlichkeiten wie Fernando Pessoa, Vasco da Gama und Luís de Camões sowie einiger portugiesischer Könige.
Vom Kloster aus ist es nicht weit zu zwei weiteren wichtigen Sehenswürdigkeiten: Dem „Torre de Belém“ (Turm von Belém) und dem „Padrão dos Descobrimentos“ (Denkmal der Entdeckungen).
Der Torre de Belém befindet sich direkt am Ufer des Tejo und ist neben dem Hieronymuskloster eines der wenigen herausragenden Bauwerke im manuelinischen Stil, welches das Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755 überlebt hat. Auf der 35 m hohen freiliegenden Etage des Turms befindet sich eine Aussichtsplattform, von der man einen schönen Blick über den Tejo hat. Das Denkmal der Entdeckungen, auch Seefahrerdenkmal genannt, wurde 1960 am 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer erbaut und soll an das große Zeitalter der Entdeckungen im 15. und 16. Jahrhundert erinnern. Zu sehen sind 33 wichtige Persönlichkeiten dieser Zeit.
Das Hieronymuskloster, das Seefahrerdenkmal und der Turm von Belém befinden sich alle in fußläufiger Entfernung von der Bahnstation (Belém), doch sie alle zu besichtigen dauert dennoch eine Weile und macht hungrig. Deshalb kommen wir zur letzten und zugleich schönsten Station in Lissabon: Der Casa Pastéis de Belém. In dieser unscheinbaren Pastelaria werden seit 1837 die besten und wohl berühmtesten „Pastéis de Nata“, die „Pastéis de Belém“ hergestellt und verkauft. Wer sie nicht probiert, hat wirklich etwas verpasst, denn es gibt wohl niemandem dem diese kleinen runden Blätterteigtörtchen nicht schmecken. Mit Zimt und Zucker bestreut bilden sie den perfekten Abschluss für eine gelungene Lissabon-Reise.
Wer Ausflüge in die nahe Umgebung machen möchte, dem empfehle ich einen Tagestrip zur Boca do Inferno, Cabo da Roca und den Stränden Guincho und Ribeira d’Ilhas.
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