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Das Glück liegt in Nordafrika: Yoga und Surf Retreat in Marokko

Im vergangenen Oktober ging es für zehn Tage nach Marokko – ein Land, das schon ewig auf meiner Reisewunschliste stand. Doch anstatt das Land einmal rauf und runter zu bereisen, verbrachte ich den Großteil der Zeit in Tamraght, einem beschaulichen Berberdorf an der Westküste Marokkos. Denn hier, ganz in der Nähe des bekannten Surferorts Taghazout, lag der Grund meiner Reise: Das Yoga und Surf Retreat meiner bezaubernden Freundin und Yogalehrererin Jule Nusskern.

Yoga und Surf Retreat unter der Sonne Marokkos

Seit vielen Jahren schon veranstaltet Jule jedes Jahr ein Yoga und Surf Retreat in Marokko. Oft sind die Retreats schon zu Beginn des Jahres fast ausgebucht. Denn wer einmal dabei war, möchte wieder mit: Dahin, wo die Sonne mit den ersten Sonnengrüßen am Morgen aufgeht und nach einer Surf- oder Meditationssession am Strand wieder hinterm Horizont versinkt. Dahin, wo die Nächte sternenklar sind und die Tage bei Gesang und Musik ausklingen.

Jules Yoga und Surf Retreats finden meist im Herbst statt, wenn es in Köln schon etwas kühler, in Marokko aber noch schön sonnig ist. Mindestens vier Wochen ist Jule dann vor Ort und genießt mit ihren Schülern Yoga und Surf Sessions unter der Sonne Nordafrikas. Neben dem Surfkurs gibt es täglich zwei Yogaklassen: Eine kraftvollere Vinyasa Flow Stunde zum Wachwerden am Morgen, und eine ruhige Yin Yoga Stunde mit sanften Dehnungen am Abend.

Ein Kamelreiter mit Pony am Strand von Taghazout.

Yoga, Surfen, Yoga: Ein straffes Programm

Für mich geht es in der letzten Oktoberwoche los: Nach den anderthalb viel zu kurzen Tagen in der Traumstadt Essaouira fahren wir mit dem Bus weiter nach Tamraght, wo eine Woche Surfen und Yoga auf uns warten.
Ausschlafen ist allerdings Fehlanzeige: Jeden Morgen um 7:30 Uhr treffen wir uns auf der überdachten Terrasse, um mit Meditation, Mantras und Yoga den Tag zu begrüßen.

Nach der Yogaklasse um 9 Uhr wartet das Frühstück auf uns, das die bezaubernden Köchinnen Jamila und Raquella für uns zubereiten. Die beiden Berberinnen verstehen zwar kein Wort Französisch oder Englisch. Dafür freuen sie sich umso mehr, wenn wir unsere Begeisterung über das Essen mit Händen und Füßen zum Ausdruck bringen. Dann klatscht Raquella immer entzückt in die Hände und zeigt ihr strahlendes Lächeln.

The early bird catches the wave

Nach dem Frühstück muss es meist schnell gehen. Keine Zeit für langes Herumgetrödel. The early bird catches the wave. Umziehen, Strandtasche packen, noch schnell den nassen Neoprenanzug von der Wäscheleine holen und ab in den Hof. Dort wartet schon unser Fahrer Ibrahim, um uns mit seinem Van zum nächsten Surfspot zu fahren. Doch so eine große Gruppe in Zaum zu halten ist gar nicht so leicht. Und so passiert es nicht selten, dass Ibrahim schon ungeduldig hupt und unsere Surflehrer Nabil und Oussama noch einmal durch die Gänge laufen, um uns zusammenzutrommeln.

Meist fahren wir zuerst nach Taghazout, um dort die Wellen zu checken. Und selbst wenn wir noch zu anderen Stränden fahren – am Ende landen wir doch meist wieder in Taghazout und an unserem Lieblings-Beginner-Spot Panoramas.

Wenn die Wellen gut sind, geht es sofort ans Warm-Up und ab ins Wasser. Nach der ersten Session ist dann erst einmal Entspannung angesagt: Einige aus der Gruppe spazieren zum Mittagessen nach Taghazout, und andere chillen in der Sonne und sehen dem bunten Treiben am Strand zu, bis Jalal oder einer der beiden Surflehrer uns am Nachmittag anfeuert, noch einmal ins Wasser zu gehen.

Warm Up am Strand von Taghazout

Warm-Up am Strand von Taghazout

Meditieren am Strand von Taghazout

Meditieren am Strand im Sonnenuntergang

Minztee und Musik unterm Sternenhimmel

Abends beim Yoga merken wir dann erst, was wir unseren  Muskeln und Knochen beim Surfen angetan haben: Nämlich dann, wenn Jule uns durch die abendliche Yin Yoga Klasse führt und alle im Einklang stöhnen und ächzen. Nach dem Yoga freuen wir uns alle auf’s Abendessen. Die verbrauchte Energie will wieder aufgefüllt werden. Dafür ist der Couscous mit Gemüse perfekt, den Raquella und Jamila traditionell in einer Tajine zubereiten.

Was die Unterkunft angeht, so wohnen wir einfach, aber gemütlich: Das mehrstöckige Hostel, in dem das Yoga und Surf Retreat stattfindet, gehört einem deutsch-marokkanischen Pärchen. Geschlafen wird unter einem Dach im Mehrbettzimmer oder gegen Aufpreis im Doppelzimmer. Von der Dachterrasse aus kann man zusehen, wie die Sonne abends im Meer versinkt, und oft wird unterm Sternenhimmel gemeinsam musiziert und gesungen. Und manchmal auch getanzt. Dazu noch ein frischer Minztee, und der Abend ist perfekt.

Marokko Blick von der Dachterrasse in Tamraght

Aussicht von unserer Dachterrasse

Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück

Die ersten beiden Tage ist alles noch etwas ungewohnt, doch allmählich gewöhnen wir uns an den neuen Tagesablauf. Das Surfen klappt immer besser und ich genieße es, endlich einmal mit Menschen im Wasser zu sein, die in etwa auf dem gleichen Niveau sind. Mein Selbstvertrauen auf dem Brett wächst und ich beginne tatsächlich, mich im Wasser richtig wohlzufühlen.

Doch diese Sicherheit wird am dritten Tag jäh zunichte gemacht: Denn am Montag beschließt der Ozean, uns noch einmal zu zeigen, wer der Boss ist. Über Nacht hat ein Sturm den bisher so sanften Atlantik in ein wildes Ungetüm verwandelt. Angesichts der meterhohen und vom Wind aufgepeitschten Wellen hat niemand so richtig Lust, ins Wasser zu gehen. Doch Surfkurs ist Surfkurs und unsere Surfguides sorgen dafür, dass wir einen Versuch wagen.

Don’t mess with the ocean

Ich bin ziemlich unmotiviert, und schon bei der zweiten Welle, die ich anpaddele, passiert das Unvermeidliche: Die Welle überschlagt sich mit einer zweiten und ist plötzlich doppelt so hoch, ich werde von meinem Brett und unter Wasser gespült und dann macht es ‚Bumm!‘ und mein großes Surfboard knallt mir gegen den Nasenrücken.

Was eigentlich gar nicht so wehtut, entpuppt sich leider als Platzwunde, die behandelt werden muss. Und so mache ich unverhofft die Bekanntschaft mit dem Krankenhaus in Agadir und einem ziemlich lässigen und eventuell nicht ganz nüchternen Arzt in ausgeleiertem Sacko, der mir mit zwei Stichen meine Platzwunde näht. Und ich lerne auf die unangenehme Art die wichtigste Lektion im Surfen: Wenn du vom Brett fällst, schütze dein Gesicht um jeden Preis.

Hund und Surfboard in Taghazout

Marokkanische Märkte, Arganöl und ein Kochkurs

Der kleine Zwischenfall bedeutet, dass meine vielversprechende Surfkarriere nun erstmal pausieren muss. Denn mit einer frisch genähten Wunde sollte man besser nicht ins Wasser gehen und riskieren, dass die Naht aufgeht, sich infiziert und womöglich eine fiese Narbe hinterlässt. Dafür kann ich mich nun wieder voll und ganz meiner Yogapraxis widmen und die intensiven Dehnungen im Gegensatz zu meinen vom Surfen versteiften Mityogis genießen.

Bei der Wetterlage bin ich auch gar nicht so traurig, auf dem Trockenen zu sitzen. Mittwochs regnet es den ganzen Tag und die Wellen sind so schlecht, dass wir beschließen, den Tag mit einem Ausflug zu versüßen. Zunächst geht es auf den Souk in Agadir, wo wir uns mit Gewürzen, Lederware und Schmuck eindecken. Danach besichtigen wir die neue Medina von Agadir. Die ursprüngliche Altstadt wurde bei einem Erdbeben 1960 komplett zerstört. Zehn Jahre später kam der in Rabat geborene Sizilianer Coco Polizzi nach Agadir und fasste den Entschluss, die Medina ein paar Kilometer entfernt originalgetreu nachzubauen. Im Inneren der Médina d’Agadir gibt es schon einige paar Geschäfte und ein Restaurant; in Zukunft sollen noch Galerien, ein Museum, ein Hammam und ein Hotel hinzukommen.

La Medina d'Agadir

La Médina d'Agadir

Marokkanische Handarbeit

Mein Highlight jedoch ist der anschließende Besuch einer Arganöl-Plantage. Dort können wir uns aus nächster Nähe anschauen, wie das teure Öl aus den Früchten des Arganbaums hergestellt wird. Die marokkanischen Frauen pressen das Öl von Hand aus den getrockneten Früchten. Wie unglaublich schwer das ist, erfahre ich am eigenen Leib, als ich selber einmal versuche, das Öl aus den kleinen Samen zu quetschen. Kaum einen Tropfen bekomme ich heraus; dafür sorge ich bei den Frauen für schallendes Gelächter. Jetzt wundert es mich nicht mehr, warum Arganöl so teuer ist.

Getrocknete Arganfrüchte in Marokko

Eine marokkanische Frau presst Öl aus den Früchten des Arganbaums

Marokkanisch kochen mit Raquelle

Abgerundet wird unser freier Tag durch einen marokkanischen Kochkurs am Abend mit unserer Köchin Raquella. Mit Notizblock und Stift bewaffnet, verfolgen wir jeden ihrer Schritte für eine echte marokkanische Tajine, während unser Surflehrer Oussama ihre Anweisungen für uns ins Englische übersetzt. Und das Beste kommt natürlich zum Schluss: Das Verköstigen von Couscous und Gemüse in unserer großen Runde.

Eine echte, marokkanische Tajine

Ende gut, alles gut: Versöhnung mit dem Ozean

Donnerstag muss ich noch einmal nach Agadir ins Krankenhaus, um die Wunde vom Doktor begutachten zu lassen. Er ist sichtlich zufrieden, und während seine Assistentin etwas unwirsch mit einem Wattebausch auf meiner frisch genähten Wunde herumrubbelt und das Pflaster wechselt, will ich von ihm wissen, ob ich vor meiner Abreise noch einmal surfen darf. Widerwillig erlaubte er es mir unter der Bedingung, dass es wirklich nur eine kurze Session wird und ich meine Wunde mit einem wasserdichten Pflaster schütze. Das ist alles, was ich wissen muss.

Zum Glück meint es das Universum an diesem letzten Tag gut mit uns. Die Wellen sind klein und sanft, und die Sonne lässt das Meer Türkis leuchten. Ich freue mich, endlich noch einmal ins Wasser zu hüpfen und das Gelernte vom Beginn der Woche anwenden zu können. Alles klappt wunderbar, und ich kann mich bei schönsten Longboardwellen mit dem Ozean aussöhnen. Ein perfekter Abschluss für unsere Yoga und Surf Retreat Woche.

Am Abend heißt es dann Abschied nehmen. Bevor wir in aller Früh mit dem Taxi nach Agadir und von dort mit dem Bus zurück nach Marrakesch fahren, essen wir noch einmal in großer Runde zu Abend. Danach versammeln wir uns auf der Dachterrasse, und zu den Hits der letzten Jahrzehnte tanzen wir ein letztes Mal zusammen unter dem marokkanischen Sternenhimmel. Und ich weiß: Auch ich werde wiederkommen. Ganz bestimmt.

Mann mit Esel in Marokko

 

Mein Freund, das Kamel: Mimoun mit seinem Besitzer

Mein neuer Freund Mimoun <3 (links im Bild)

Yoga und Surf Retreat Marokko

Jules Yoga und Surf Retreat in Marokko

Gut zu wissen:

  • Wann? Jules Yoga und Surf Retreat findet immer im Herbst statt: Dieses Jahr vom 7.10. bis zum 28.10.2017. Mindestaufenthalt ist eine Woche. An- und Abreisetag ist immer samstags, theoretisch könnt ihr aber an jedem Tag anreisen. Mehr Infos findet du auf Jules Webseite unter yoga-glueck.de.
  • Wo? Das Yoga und Surf Retreat findet in Tamraght, ein paar Kilometer südlich von Taghazout statt. Wenn du mehr über die Unterkunft erfahren möchtest, kannst du auf Jalals und Claudias Webseite  SDN Surf Morocco vorbeischauen.
  • Wie? Von Köln gibt es Direktflüge nach Agadir. Ihr könnt aber auch wie ich relativ günstig von Düsseldorf-Weeze nach Marrakesch fliegen und von dort weiter mit dem Bus nach Agadir und Tamraght fahren (Ca. 3 Stunden).
  • Wer? Wenn ihr Jule vorab einmal kennenlernen wollt, könnt ihr einen ihrer Kurse in Köln besuchen oder auf  Yogalesson TV vorbeischauen. Dort veröffentlicht Jule regelmäßig Online-Yogavideos, die sie an den schönsten Orten der Welt aufnimmt.
  • Für wen? Das Yoga und Surf Retreat ist für alle Yogis, die über den eigenen Mattenrand hinausblicken möchten. Für alle, die in eine fremde Kultur eintauchen möchten und natürlich für alle Yoga und Surf Lovers.

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